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An welchen Standorten bewachsen Dächer besonders gut mit Flechten, Algen & Moosen?
Wie schnell und stark ein Hausdach mit Flechten, Algen und Moosen bewächst, hängt stark davon ab, wo das Haus steht. Wir vergleichen Dächer nach ihrer Lage in der Stadt, auf dem Land sowie in ganz Deutschland miteinander.
Inhaltsverzeichnis
- Diese Faktoren bestimmen das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen auf dem Dach
- Dachbewuchs auf Häusern in der Stadt
- Dachbewuchs auf Häusern in einem Neubaugebiet
- Dachbewuchs auf Häusern auf dem Dorf
- Dachbewuchs auf Häusern am Fluss oder Waldrand
- Dachbewuchs auf Häusern in einem Gewerbegebiet
- Dachbewuchs auf Häusern in einem Industriegebiet
- Interaktiver Rechner zur geschätzten Bewuchsdauer auf Ihrem Dach
Hier bewachsen Dächer besonders schnell & stark
Kurz zusammengefasst
- Flechten, Algen und Moose wachsen besonders gut an fechten, schattigen Standorten mit geringer Luftverschmutzung, vielen Nährstoffen, mildem Klima und nahegelegenen Bäumen.
- Aufgrund der wenigen Bäume und Grünflächen, hohen Häusern, geringerer Luftfeuchtigkeit und hoher Luftverschmutzung wachsen Flechten, Algen & Moose auf Dächern in der Stadt nicht so gut.
- Neubausiedlungen haben mehr Vegetation, damit eine höhere Luftfeuchtigkeit und niedrigere Hausdächer. Der Dachbewuchs mit Flechten, Algen & Moose liegt im Neubaugebiet zwischen Stadt und Dorf.
- Hausdächer auf dem Dorf im ländlichen Raum bewachsen schneller und stärker aufgrund der umliegenden Vegetation, höherer Luftfeuchtigkeit und saubereren Luft.
- Flechten, Algen & Moose finden am Waldrand oder in Gewässernähe ideale Lebensbedingungen und wachsen deshalb extrem gut und schnell auf dem Hausdach.
- Im Gewerbegebiet wachsen Flechten, Algen und Moose in der Regel ziemlich schnell, da sie durch umliegende Felder und Wälder sowie eine oft lockere Bebauung mit Grünflächen gute Bedingungen vorfinden.
- Im Industriegebiet kommt es sehr auf die Intensität und Art der Luftverschmutzung an. Flechten, Algen und Moose wachsen im Industriegebiet in der Regel langsamer.
- Jede Menge weitere Faktoren wie die Lage in Deutschland, die Nähe zum Wald sowie die Dachneigung und Art der Eindeckung beeinflussen den Bewuchs auf dem Dach.
Diese Faktoren bestimmen das Wachstum auf dem Dach
Hier wachsen Flechten, Algen & Moose besonders gut
Flechten, Algen und Moose wachsen mit der Zeit auf allen Dächern, es gibt jedoch Faktoren, die das Wachstum fördern oder hinauszögern. Neben der Ausrichtung, Neigung und Eindeckung hat der Standort des Hauses einen sehr großen Einfluss darauf, wie schnell und stark ein Dach bewächst. Flechten, Algen und Moose mögen feuchte, schattige und kühle Standorte mit wenig Luftverschmutzung, wie Richard A. Armstrong und J. Frahm in ihren Büchern "Neueste Erkenntnisse in der Lichenologie" und "Biologie der Moose" beschreiben. Je nachdem, wie sich diese Standorteigenschaften darstellen, bewächst ein Dach in der Stadt, auf dem Land oder auch in verschiedenen Regionen in Deutschland unterschiedlich schnell und stark mit Flechten, Algen und Moosen.
Luftfeuchtigkeit und Niederschlag
Da Algen, Flechten und Moose keine Wurzeln haben und das Wasser aus der Luft sowie durch Regen beziehen, wachsen sie an feuchten Standorten mit viel Schatten besonders gut und schnell. Scheint die Sonne intensiv auf das Dach, wird die Oberfläche ausgetrocknet - hier wachsen meist nur Flechten. Algen und Moose bevorzugen schattigere Plätze mit höherer Luftfeuchtigkeit, wie der studierte Geoökologe Riccardo Dreihaupt anmerkt. Spendet ein überhängender Baum einem Dach Schatten und Feuchtigkeit, bewächst Moos die Eindeckung an dieser Stelle oft bereits nach 5-6 Jahren. Auch Häuser in Waldnähe oder an einem Fluss, See, Teich oder Meer sowie in Gegenden an der regenreichen Luv-Seite eines Gebirges sind stärker von Dachbewuchs mit Algen und Moosen betroffen.
Auch die Niederschlagsmenge hat einen Einfluss auf den Bewuchs des Dachs mit Flechten, Algen und Moosen, wie Richard A. Armstrong in seinem Buch über den Einfluss von Umweltfaktoren auf das Wachstum von Flechten beschreibt. In Gegenden mit viel Niederschlag wird das Wachstum von Algen, Moosen und Flechten begünstigt. Moose können Wasser gut speichern und so auch längere Trockenphasen überstehen. Sie geben das Wasser durch Verdunstung an die Umgebung ab, wodurch die Luftfeuchtigkeit auf dem Dach steigt ("Biologie der Moose" von J. Frahm). Das wiederum begünstigt das Wachstum von Algen und Flechten.
Algen und Moose wachsen bei hoher Luftfeuchtigkeit ab 60% besonders gut. Flechten halten auch trockenere Umgebungen aus. (Die Grafik basiert auf dem geschätzen Wachstum mehrerer Arten)
Himmelsrichtung des Hausdachs
Das Bevorzugen feuchter Standorte durch Flechten, Algen und Moose führt auch dazu, dass sie sich besonders an der sogenannten Wetterseite des Hauses wohlfühlen. Das ist die Seite, aus der der Wind besonders oft kommt und Feuchtigkeit sowie Regen gegen die Fassade und das Dach dringt. Welche Seite die Wetterseite ist, unterscheidet sich je nach Lage, geographischen Gegebenheiten und der umliegenden Bebauung. In Deutschland ist es oft die Westseite eines Gebäudes. An der Wetterseite wachsen also Flechten, Algen und Moose besonders gut und schnell. Das belegt auch die Studie von M. Nakajima über das Wachstum von Luftalgen auf Dächern in Japan.
Temperatur
Die Temperatur ist besonders in Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit ein wichtiger Faktor für das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen auf dem Dach. An heißen Tagen verdunstet viel Wasser aus den Poren der Dacheindeckung und aus den Wasserspeichern der Flechten, Algen und Moose. Im Sommer können Dächer bis zu 80 °C erreichen und nachts auf 10 °C abfallen, wie P. Ramamurthy in seiner Studie beschreibt. Im Sommer und Winter legt der Bewuchs auf dem Dach deshalb oft Wachstumspausen ein. Flechten kommen dabei viel besser mit Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen zurecht, Moose mögen es eher etwas kühler und schattiger. Algen wachsen im Schnitt bei 20 °C bis 30 °C am besten, wie Y. Liu in seiner Studie beschreibt. Generell wachsen Flechten, Algen und Moose dort besonders gut, wo es im Sommer nicht sehr heiß (unter 30 °C) und im Winter nicht sehr kalt (über 0 °C) wird.
Moose bevorzugen eher kühlere Temperaturen und Algen wachsen bei 20 °C bis 30 °C am besten. Flechten halten größere Temperaturschwankungen aus. (Die Grafik basiert auf dem geschätzen Wachstum mehrerer Arten)
Nähe zu Häusern, Bäumen und Feldern
Wie schnell und stark ein Dach mit Flechten, Algen und Moosen bewächst, hängt auch von der näheren Umgebung ab. Sporen und einzellige Algen müssen erstmal durch den Wind auf das Dach getragen werden, um dort festzuwachsen. Gibt es viele Bäume und Sträucher in der Nähe, gelangen mehr Algen und Sporen von Flechten und Moosen auf das Dach, wie Riccardo Dreihaupt, studierter Geoökologe der TU Freiberg anmerkt. Zudem sorgen Pflanzen durch die Photosynthese für eine höhere Luftfeuchtigkeit in deren Nähe. Ist die Umgebung des Hauses eher städtisch oder industriell geprägt mit weniger Bäumen und Grünflächen, befinden sich weniger Sporen und Algen in der Luft. Dann dauert es länger, bis genug Sporen auf dem Dach landen und dieses mit Flechten, Algen und Moosen bewächst.
Neben dem Transport der Sporen ist auch der Nährstoffeintrag auf dem Hausdach wichtig. Gerade wenn sich Weiden oder Felder in der Nähe des Hauses befinden, werden durch den Wind Erdpartikel sowie winzige Pflanzenreste und Staub, der von Stroh oder Futtermitteln stammt, auf das Dach geweht. Dieses nährstoffreiche Substrat setzt sich in den Poren der Ziegel fest und dient als gute Wachstumsgrundlage für Flechten, Algen und Moose, wie Riccardo Dreihaupt ausführt.
Luftverschmutzung
Flechten, Algen und Moose wachsen besonders gut auf Dächern an Standorten mit sauberer Landluft und reagieren empfindlich auf Luftverschmutzung. Wie unter anderem V. Spagnuolo in seiner Studie über den Stress, den Flechten und Moose und städtischen Gebieten erfahren, herausfand, schädigen Schwermetalle und Schwefeldioxid sowie Stickoxide, die in Städten und Industriegebieten u.a. durch den Verkehr in der Luft zu finden sind, die Zellstruktur von Flechten und Moosen. Dabei reagieren Flechten besonders empfindlich auf Luftverschmutzung. Somit wachsen sie bevorzugt auf Hausdächern in Gegenden mit guter Luft - also vornehmlich auf dem Land - schneller und stärker als an Häusern in der Nähe von Industriegebieten mit schädlichen Abgasen oder Städten mit viel Straßenverkehr.
Auf der anderen Seite kann Staub in der Luft auch als Nährstoffquelle dienen, wie der studierte Geoökologe Riccardo Dreihaupt beschreibt. Die Staubpartikel setzen sich in den Poren der Ziegel fest, speichern Wasser und dienen als Grundlage für das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen. Gerade Stickstoff, der aus der Landwirtschaft, Industrie oder Autoabgasen stammen kann, dient als Dünger für das Dach. Wie sehr die Luftverschmutzung den Flechten, Algen und Moosen schadet, hängt also stark von deren Intensität und Stoffzusammensetzung ab.
Der bei starker Luftverschmutzung entstehende saure Regen kann Flechten und Moose abtöten, wird jedoch in Deutschland dank besserer Luftqualität immer weniger zum Problem, wie Riccardo Dreihaupt erklärt.
Lage in Deutschland
Da die Standorteigenschaften deutschlandweit sehr unterschiedlich sind, hängt das Wachstum von Algen, Flechten und Moosen auf dem Dach auch von der Lage des Hauses in Deutschland ab. Der Dachreiniger Patrick Brudek ist seit Jahrzehnten in ganz Deutschland aktiv und berichtet davon, dass Dächer in Norddeutschland in der Regel schneller bewachsen, als in Süddeutschland. Das liegt am häufigen Niederschlag und dem feuchteren Klima durch die Nähe zur Nord- und Ostsee (Klimadaten des DWD). Im Osten Deutschlands wachsen Algen und Moose auf dem Dach aufgrund des im Schnitt trockeneren Klimas langsamer.
Wie schnell und stark Algen, Flechten und Moose auf dem Dach wachsen, hängt auch davon ab, wie weit das nächste größere Waldgebiet entfernt ist, ob sich die Ortschaft im Regenschatten eines Gebirges befindet oder ob es Flughäfen, Industrie oder Landwirtschaft in der Nähe gibt.
Bewuchs auf Dächern in der Stadt
So schnell wachsen hier Flechten, Algen & Moose
In Städten stehen die Häuser meist relativ dicht beieinander und es gibt wenig Gräser, Sträucher und Bäume zwischen den Gebäuden. Zudem sind die Mehrfamilienhäuser in der Regel mehrere Etagen hoch und die Dächer überragen umliegende Bäume. Einzellige Algen sowie Sporen von Flechten und Moosen haben es durch die Entfernung zur umliegenden Vegetation schwer, überhaupt auf die Dächer der Häuser zu gelangen. Es dauert länger, bis sich genügend Flechten, Algen und Moose auf Dächern in der Stadt festsetzen, um diese flächendeckend zu bewachsen, wie Patrick Brudek - Geschäftsführer von MS24 mit über 20 Jahren Erfahrung in der Dachreinigung - erzählt. Natürlich gibt es auch niedrigere Einfamilienhäuser oder Gebäude in der Nähe eines Parks, deren Dächer dann deutlich eher von Flechten, Algen und Moosen bewachsen werden.
Die Entfernung zu Bäumen und niedrigere Luftfeuchtigkeit lassen Flechten, Algen und Moose auf Dächern in der Stadt langsamer wachsen
Die wenigen und oft weit von den Dächern entfernten Bäume und Sträucher in deutschen Städten sorgen nicht nur dafür, dass Sporen durch den Wind seltener aufs Dach getragen werden, sondern sorgen auch für ein generell trockeneres Klima, wie Geoökologe Riccardo Dreihaupt erklärt. Wie F.Fiedler herausfand, ist die Luftfeuchtigkeit in der Stadt im Schnitt 6% geringer als im Umland. Die dichte Bebauung mit hoher Versiegelung führt zudem zu höheren Temperaturen und geringeren Windgeschwindigkeiten. Grünflächen und Bäume schaffen durch Verdunstung eine erhöhte Luftfeuchtigkeit in ihrer Umgebung, die gerade Algen und Moose für ihr Wachstum benötigen, wie J. Frahm und Richard A. Armstrong in ihren Büchern schreiben. Auf den Dächern in der Stadt herrschen ohne die kühlende Wirkung von Pflanzen und die oft fehlende Verschattung gerade im Sommer extreme Temperaturen von bis zu 80 °C, bei denen Flechten, Algen und Moose Wachstumspausen einlegen.
Die Luftverschmutzung in der Stadt schadet den Flechten, Algen und Moosen
Durch den vielen Straßenverkehr sowie Industrie herrscht in der Stadt eine generell höhere Luftverschmutzung als auf dem Land. Dies hat unter anderem V. Spagnuolo in seiner Studie über den Stress, den Flechten und Moose in städtischen Gebieten erfahren, bestätigt. Schwermetalle und Spurenelemente in der Luft wie Blei und Zinn schädigen die Flechten und Moose und führen dazu, dass diese langsamer wachsen.
Alle Stadtbewohner, die ungern Flechten, Algen und Moose auf dem Dach haben, können sich darüber freuen, dass diese in Städten in der Regel langsamer und weniger dicht wachsen. Patrick Brudek meint "Auf den Dächern in der Innenstadt findet sich eher Feinstaub als Moos". Allerdings können Staubpartikel je nach Herkunft auch als Nährstoffquelle für Flechten, Algen und Moose dienen.
Dachbewuchs im Neubaugebiet
So stark wachsen hier Flechten, Algen & Moose
Im klassischen deutschen Neubaugebiet im Speckgürtel der Städte stehen meist Einfamilienhäuser relativ dicht auf eher kleineren Grundstücken beieinander. In der Regel ist jedes Haus von einem Garten umgeben, vereinzelt gibt es Bäume und höhere Sträucher, auf denen Flechten, Algen und Moose wachsen. Der Wind trägt einzellige Algen und Sporen auf die Hausdächer, die meistens etwa 6 m über den Boden ragen. Durch die Gärten und vereinzelten Bäume herrscht eine höhere Luftfeuchtigkeit als in der Stadt. Auch der Wind, der die Sporen auf das Dach tragen muss, ist in einer Neubausiedlung meist stärker als in der Stadt, aber die Bedingungen für das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen sind hier nicht so gut wie in ländlicheren Gebieten.
Zwischen Stadt und Land: Flechten, Algen und Moose wachsen auf Dächern in der Neubausiedlung moderat
In Neubausiedlungen in der Nähe größerer Städte ist nicht nur die Luftfeuchtigkeit durch umliegende Gärten höher, auch werden Hausdächer manchmal z.B. durch überragende Bäume verschattet. Das sorgt für mildere Temperaturen und ein feuchteres Klima auf dem Dach, das Flechten, Algen und Moose lieben. Auch die geringere Luftverschmutzung durch weniger Verkehr und Industrie lassen den Bewuchs auf dem Dach schneller und besser wachsen als in der Stadt.
Je weiter die Häuser auseinander stehen und je mehr Vegetation (besonders hochwachsende Bäume und Sträucher) vorhanden sind, umso schneller und dichter bewächst ein Hausdach mit Flechten, Algen und Moosen.
Flechten & Co. auf Dächern auf dem Dorf
So stark sind Häuser auf dem Land betroffen
In einem klassischen Dorf, das ländlicher gelegen und weniger dicht bebaut als ein Neubaugebiet ist, gibt es in der Regel größere Gärten mit mehr Sträuchern und höheren Bäumen, die oftmals bereits mit Flechten, Algen und Moosen bewachsen sind. Die Dächer der meisten Einfamilienhäuser oder gar Bungalows befinden sich in 3 bis 6 Metern Höhe und können so von umliegenden Bäumen überragt werden. Der Wind, der aufgrund der offeneren Bauweise und umliegenden Feldern in den meisten Dörfern stärker ist als in der Stadt, trägt einzellige Algen und Sporen von Flechten und Moosen problemlos aufs Hausdach, wie Riccardo Dreihaupt, studierter Geoökologe berichtet. Somit gelangen auf dem Dorf im Schnitt deutlich mehr Algen, Flechten und Moose auf das Dach und können sich dort ausbreiten.
Staub in der Luft als Nährstoffquelle
Der Wind trägt jedoch nicht nur Algen und Sporen aufs Dach. Dachreiniger Patrick Brudek betont, dass auch feine Erdpartikel von den Feldern, Staub von Futtermitteln und Silos sowie winzige Pflanzenreste aus der Viehhaltung auf die Dachziegel geweht werden können, sich in den Poren der Ziegeln festsetzen und dort als Feuchtigkeitsspeicher und Nährstoffquelle fungieren. Die Staubpartikel aus der Luft bilden die Lebensgrundlage für Flechten und Moose. Je näher sich also Felder und Weiden am Haus befinden, umso mehr Nährstoffe werden durch den Wind auf das Hausdach getragen.
Mehr Vegetation und höhere Luftfeuchtigkeit führt zu stärkerem Wachstum von Flechten, Algen und Moosen auf dem Dach
Die größeren Gärten mit mehr Sträuchern und Bäumen auf Grundstücken auf dem Land sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit. Riccardo Dreihaupt erklärt, dass Pflanzen Wasser durch den Boden aufnehmen und dieses bei der Photosynthese über Spaltöffnungen in ihren Blättern an die Umgebung abgeben. Somit herrscht in der Nähe von Pflanzen eine höhere Luftfeuchtigkeit, die Algen, Flechten und Moose für ihr Wachstum benötigen, weil diese eben keine Wurzeln haben, sondern sich das Wasser aus der Luft ziehen, wie Richard A. Armstrong und J. Frahm in ihren Büchern über Moose und Flechten schreiben.
Die mögliche Verschattung von Hausdächern durch überragende Bäume sorgt für ein noch besseres Klima für Algen, Flechten und Moose. Im Schatten heizt sich die Dacheindeckung weniger stark auf und das führt besonders an heißen Sommertagen zu einem angenehmeren Klima. Besonders Algen und Moose wachsen an feuchten, schattigen Standorten besonders gut, meint Riccardo Dreihaupt.
Weniger Luftverschmutzung sorgt für ein besseres Wachstum von Bewuchs auf dem Dach
Sind die Flechten, Algen und Moose einmal auf dem Dach, wachsen sie dort nicht nur durch die höhere Luftfeuchtigkeit besser, sonden profitieren auch von der saubereren Landluft. Aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens und der weiter entfernten Industrie ist die Luftverschmutzung auf dem Land in der Regel deutlich geringer als in der Stadt. Wie unter anderem V. Spagnuolo in seiner Studie über zytologischen Stress von Flechten und Moosen bei hoher Luftverschmutzung beweist, erleiden Flechten und Moose Schäden durch die Aufnahme von Schadstoffen und Schwermetallen aus der Luft.
All diese Faktoren führen dazu, dass Dächer auf dem Dorf und ländlichen Gebieten relativ schnell und dicht mit Flechten, Algen und Moosen bewachsen. Der erste Bewuchs ist oft schon nach ca. 4 Jahren zu sehen. Natürlich hängt der Grad des Bewuchses nicht nur vom Standort, sondern auch der Art der Eindeckung, Dachneigung und vielem mehr ab.
Häuser am Fluss / Waldrand
Hier wachsen Flechten, Algen & Moose besonders gut
Steht ein Haus direkt am Waldrand oder sehr nah an einem Fluss oder See, sind die Bedingungen für Algen, Flechten und Moose extrem gut. Die hohe Luftfeuchtigkeit, überragende Bäume, Verschattung und wenig Luftverschmutzung bringen viele Flechten, Algen und Moose auf das Dach und lassen diese dort bestens gedeihen. Schon 1-2 Jahre nach einer Neueindeckung ist oft schon der erste Bewuchs zu erkennen. Nach 5 Jahren ist das Dach oft schon so stark bewachsen, dass sich eine Dachreinigung lohnt.
Dachbewuchs bei Häusern am Waldrand
Befindet sich ein Haus direkt am Rande eines Waldes, herrschen für Flechten, Algen und Moose extrem gute Bedingungen. Von den vielen hohen Bäumen wehen permantent einzellige Algen sowie Sporen auf das Hausdach und können sich dort festwachsen. Wie Riccardo Dreihaupt als studierter Geoökologe berichtet, besitzt der Wald generell ein feuchteres, kühleres Klima, das auch am Haus und dem Dach am Waldrand spürbar ist. Zudem fällt womöglich noch Schatten durch überwuchernde Bäume auf das Dach oder die Äste haben direkten Kontakt zur Eindeckung. Da Bäume die Luft reinigen, kommt zudem eine sehr gute Luftqualität dem Wachstum von Flechten, Algen und Moosen auf dem Dach zu Gute.
Dachbewuchs bei Häusern am Fluss oder See
Steht ein Haus direkt an einem Fluss oder See, wird das Klima durch die angrenzenden Wassermassen beeinflusst. Durch die Verdunstung entsteht eine dauerhaft deutlich höhere Luftfeuchtigkeit als im Umland, wie Riccardo Dreihaupt erklärt. Die Verdungstung sowie das (fließende) Wasser sorgen zudem für ein im Sommer kühleres Klima. Extreme Hitze mit Temperaturen von bis zu 80 °C (laut P. Ramamurthy) sind hier wesentlich seltener. Zudem wird es auch im Winter in der Nähe eines Gewässers nicht ganz so kalt.
Aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit und milderen Temperaturen wachsen Flechten, Algen und Moose auf einem Hausdach am Fluss oder See extrem gut. Wie viele Sporen auf das Dach gelangen, hängt aber von der umliegenden Vegetation ab. Gibt es am Fluss viele Bäume, gelangt der Bewuchs schneller aufs Dach und kann sich dort eher ausbreiten, als an einem baumfreien Seeufer oder einer Stadt an einem Gewässer.
Dächer im Gewerbegebiet
Hier ist es oft unerwartet "grün"
Viel Beton, Asphalt, Lagerhallen und versiegelte Fläche mit wenig Vegetation. So stellen sich viele Menschen ein Gewerbegebiet vor. Doch die Gewerbeparks sind oft grüner als man denkt. Moderne Gewerbegebiete mit Handwerksbetrieben aber auch Bürogebäuden oder Landwirtschaftsbetrieben sind meist mit Rasenflächen und oft auch Bäumen angelegt, um eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen. Den Flechten, Algen und Moosen gefällt die Vegetation auch. Zudem liegen die Gewerbegebiete meist am Stadtrand oder an entlegenen Ortschaften, wie Dachreiniger Patrick Brudek betont.
Dachbewuchs ist im Gewerbegebiet oft ziemlich stark
Meist befinden sich Felder, Weiden oder sogar Wälder um Gewerbegebiete herum, durch die Erdpartikel, organische Einträge, Staub, feine Pflanzenreste sowie Sporen und einzellige Algen durch den Wind ungehindert auf die Dächer der meist freistehenden Gebäude gelangen. Dort setzen sie sich in feinen Poren und Nischen fest und bilden eine gute Grundlage für das Wachstum von Algen, Flechten und Moosen.
Die Grünflächen sorgen für eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit. Eventuell befinden sich Löschwasserteiche oder Entsorgungsunternehmen in der Nähe, die ebenfalls die Luftfeuchtigkeit erhöhen bzw. mögliche nährstoffreiche Partikel auf das Dach wehen können. Die Abgase des regen Autoverkehrs in einem Gewerbegebiet schaden den Flechten und Moosen eher (Studie von V.Spagnuolo), die enthaltenen Stickstoffverbindungen können aber auch als "Dünger" für den Dachbewuchs dienen, wie Riccardo Dreihaupt meint. Unterm Strich führt die oft ländlichere Lage der Gewerbegebiete und die häufig großflächige Vegetation dazu, dass Algen, Flechten und Moose auf Dächern von Gebäuden im oder an einem Gewerbegebiet ziemlich schnell und dicht wachsen.
Dächer im Industriegebiet
Auf die Luft kommt es an
Klassische Industriegebiete haben mit einem natürlichen Lebensraum in der Regel nicht viel zu tun. Meistens gibt es viel Beton, Asphalt und versiegelte Fläche mit wenig Grün. Grasflächen, höhe Bäume und Sträucher findet man in Industriegebieten in der Regel selten. So gelangen in großen Industriegebieten nur wenig Sporen von Flechten und Moosen sowie einzellige Algen auf die Dächer. Da Industriegebiete aber meist am Stadtrand oder an entlegenen Ortschaften liegen, können gerade am Rand der Gewerbegebiete auch gute Vorraussetzungen für das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen herrschen, wie Dachreiniger Patrick Brudek betont.
Dachbewuchs im Industriegebiet - auf die Lage kommt es an
Befindet sich das Industriegebiet inmitten einer Stadt oder ist von viel versiegelter Fläche umgeben, werden es gerade Algen und Moose aufgrund der fehlenden umliegenden Vegetation und dadurch niedrigeren Luftfeuchtigkeit sowie stärkeren Sonneneinstrahlung schwer haben, Dächer von Gebäuden schnell und dicht zu bewachsen. Auch im Zentrum sehr großer Industriegebiete bzw. technischen Anlagen ohne Grasstreifen werden Dächer nur sehr langsam bewachsen. Eine Ausnahme bilden natürlich Anlagen, die an Kühlbecken oder anderen künstlichen Gewässern stehen und wo eine hohe Luftfeuchtigkeit dennoch für gute Wachstumsbedingungen sorgt.
Befindet sich das Industriegebiet an einer Autobahn, am Stadtrand oder einer entlegeneren Ortschaft, können die Bedingungen für das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen auf den Dächern druch umliegende Felder bzw. Viehhaltung, durch die Erdpartikel mit Nährstoffen auf die Dächer geweht wird, sowie durch nahegelegene Wälder oder Gewässer wiederum sehr gut sein. Der erfahrene Dachreiniger Patrick Brudek schätzt, dass Dächer in Industriegebieten ohne starke Verschmutzung auch ziemlich schnell bewachsen können.
Hohe Luftverschmutzung führt zu schlechtem Wachstum auf dem Dach
Da es in Industriegebieten oft wenig Vegetation gibt, ist die Luftfeuchtigkeit meist geringer als im Umland. Algen, Flechten und Moose bevorzugen laut Riccardo Dreihaupt feuchte und schattige Standorte - die sind in einem Industriegebiet mit vielen technischen Anlagen eher selten. Das hohe Verkehrsaufkommen sowie die Abgase von Industrieanlagen führen in vielen Industriegebieten zu einer hohen Luftverschmutzung. Wie unter anderem V. Spagnuolo in einer Studie über zytologischen Stress von Flechten und Moosen in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung herausfand, führen Luftschadstoffe wie Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid sowie Schwermetalle wie Blei aber auch Kuper bei Flechten und Moosen zu Schäden auf Zellebene. Es kommt unter anderem zu Membranschäden und Dehydration, die die Flechten und Moose am Wachstum hindern und sogar zu deren Absterben führen können.
Es kommt aber immer auf die Zusammensetzung der Luftverschmutzung an. Schwermetalle und Schadstoffe aus der chemischen Industrie schaden den Flechten, Algen und Moosen, wohingegen Ruß, Stickstoffverbingungen und Erdpartikel aus der Landwirtschaft, Futtermittelherstellung und teilweise dem Verkehr wichtige Nährstoffe auf das Dachbringen können, wie Brudek erklärt.
Je nachdem, wie hoch die Luftverschmutzung ist, um welche Industrie es sich handelt, ob im Industriegebiet nur Lagerhallen am Waldrand oder riesige industrielle Anlagen stehen, kann das Wachstum von Flechten, Algen und Moosen im Industriegebiet ganz unterschiedlich aussehen. In vielen Fällen bewachsen die Dächer hier nur wenig und langsam. Gibt es keine schädliche Luftverschmutzung und viel Vegetation, können die Dächer auch deutlich schneller bewachsen.
Interaktiver Rechner
Wie schnell bewächst Ihr Dach?
Dieser Rechner schätzt, wie lange es bei Ihrem Haus etwa dauern könnte, bis Ihr Dach sichtbar mit Flechten, Algen und Moosen bewachsen ist und wann sich eine Dachreinigung lohnen könnte. Die Berechnung basiert auf den Angaben zu Ihrem Haus bzw. Dach und den Erfahrungswerten unserer Experten für Dachreinigungen und Bewuchs sowie Sachverständigen.
Stand
veröffentlicht: 11.07.2024 | letzte Aktualisierung: 11.07.2024
Gastautoren
Riccardo Dreihaupt
An der TU Bergakademie Freiberg studierter Geoökologe
Riccardo Dreihaupt hat 2017 sein Studium der Geoökologie an der TU Bergakademie Freiberg abgeschlossen und beschäftigt sich seitdem mit den Themen Webdesign und Dachsanierung.
Patrick Brudek
Gründer von Moosservice24
Patrick Brudek hat viele Jahre Erfahrung in der Dachreinigung und ist als Gründer und langjähriger Geschäftsführer der seit 1999 existenten Firma MS24 (Moosservice24) in ganz Deutschland aktiv.
Quellenverzeichnis
Studie "Airborne Algal growth on roofs of membrane-structured residences in cold area of Japan" von M. Nakajima, D. Masueda, S. Hokoi; veröffentlicht am 28. Dezember 2020 im Journal of Building Physics (Volume 45, Seiten 113-147)
Kapitel "The Influence of Environmental Factors on the Growth of Lichens in the Field" von Richard A. Armstrong; veröffentlicht am 19. Dezember 2014 im Buch Recent Advances in Lichenology (Seiten 1-18)
Studie "Cytological stress and element uptake in moss and lichen exposed in bags in urban area" von V. Spagnuolo, M. Zampella, S. Giordano, P. Adamo; veröffentlicht im July 2011 im Ecotoxicology and Environmental Safety (Volume 74, Seiten 1434-1443)
Buch "Biologie der Moose" von J. Frahm; veröffentlicht 2001 im Springer Verlag (ISBN 978-3-662-57607-6)
Studie "The joint influence of albedo and insulation on roof performance: An observational study" von P. Ramamurthy, T. Sun, K. Rule, E. Bou-Zeid; veröffentlicht am 15. April 2015 im Journal Energy and Buildings (Volume 93, Seiten 249-258)
Studie "Modifikation der Luftfeuchte in einem Stadtgebiet" von F. Fiedler; veröffentlicht 1979 im Promet (Volume 9, Seiten 12-16)
Studie "Microbial adhesion and nanocomposite‐loaded antifouling applications of insulating polymers in transmission lines‐a review" von Y. Liu et al.; veröffentlicht am 12. Juni 2024 im IET Nanodielectrics.
Grafik Globalstahlung in Deutschland, mittlere Monatssummen, Zeitraum: 1981-2010; Deutscher Wetterdienst (abgerufen: 04.01.2024)
Grafik Niederschlagssumme in Deutschland, Mittel: 1991-2020; Deutscher Wetterdienst (abgerufen: 04.01.2024)
Daten Klima in Schleswig-Holstein; Laenderdaten.info (abgerufen: 04.01.2024)
Daten Klima in Bayern; Laenderdaten.info (abgerufen: 04.01.2024)